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Einleitung

Die menschliche Persönlichkeit ist ein komplexes, dynamisches System, das aus unterschiedlichen inneren Strukturen besteht. Diese Strukturen – oft als Persönlichkeitsanteile, Ich-Zustände oder Selbstrepräsentanzen bezeichnet – entstehen im Laufe der psychischen Entwicklung und spiegeln die Anpassungsleistungen des Individuums an seine Umwelt wider.

In der modernen Psychologie hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass die Persönlichkeit kein einheitliches, monolithisches Gebilde ist, sondern aus verschiedenen, miteinander interagierenden Anteilen besteht (vgl. Schwartz, 1995; Stern, 1985). Diese Auffassung findet sich in unterschiedlichen theoretischen Traditionen wieder, von der klassischen Psychoanalyse über die Transaktionsanalyse bis hin zu systemischen und neurobiologisch fundierten Modellen.

Wir alle kennen das Gefühl, „innerlich zerrissen“ zu sein: Ein Teil von uns möchte sich durchsetzen, ein anderer lieber zurückziehen; einer ist kritisch, ein anderer verletzlich. Diese Erfahrung ist kein Zeichen von Widersprüchlichkeit, sondern Ausdruck einer natürlichen Vielschichtigkeit unserer Psyche.
In der modernen Psychologie spricht man dabei von Persönlichkeitsanteilen oder inneren Anteilen – eigenständigen psychischen Teilstrukturen, die im Laufe des Lebens entstehen und sich zu einem komplexen „inneren System“ verbinden.


Was sind Persönlichkeitsanteile?

Persönlichkeitsanteile sind Teilaspekte unseres Selbst, die jeweils eigene Emotionen, Überzeugungen und Verhaltensmuster repräsentieren.
Einige Beispiele aus dem Alltag:

  • der Antreiber, der immer Leistung fordert,
  • das innere Kind, das nach Geborgenheit sucht,
  • der innere Kritiker, der bewertet und vergleicht,
  • oder der freie Anteil, der kreativ und spontan ist.

Solche Anteile sind weder pathologisch noch außergewöhnlich. Vielmehr stellen sie ein normales Organisationsprinzip der Psyche dar, das uns hilft, mit komplexen sozialen und emotionalen Anforderungen umzugehen. Genau mit unter anderem diesen Anteilen innerhalb Ihrer Selbsterfahrung arbeiten. Nähere Informationen zum Ablauf und Kosten unter: https://www.psychotherapie-marten-mv.de/ablauf-und-kosten/


1. Theoretische Grundlagen

1.1 Freud und die Strukturtheorie

Sigmund Freud (1923) beschrieb die Persönlichkeit in seiner Strukturtheorie als Zusammenspiel von Es, Ich und Über-Ich. Diese Instanzen sind funktional unterschiedliche Systeme:

  • Das Es steht für Triebimpulse und unbewusste Bedürfnisse,
  • das Ich vermittelt zwischen inneren Trieben, moralischen Forderungen und der Realität,
  • das Über-Ich repräsentiert verinnerlichte Normen und Ideale.

Freud legte damit den Grundstein für die Idee, dass die Persönlichkeit aus unterschiedlichen, teils konflikthaften Anteilen besteht.

1.2 Jung und die Archetypen

Carl Gustav Jung (1954) erweiterte das Verständnis von Persönlichkeitsanteilen durch seine Lehre von den Archetypen und dem kollektiven Unbewussten. Nach Jung bilden sich im Laufe der Individuation verschiedene „Komplexe“ – autonome Teilpersönlichkeiten, die bestimmte psychische Inhalte repräsentieren. So kann z. B. der „Schatten“ verdrängte oder sozial unerwünschte Persönlichkeitsanteile enthalten. Die Integration dieser Anteile ist nach Jung Voraussetzung für psychische Ganzheit.

1.3 Transaktionsanalyse

Eric Berne (1961) entwickelte mit der Transaktionsanalyse ein Modell, das drei Ich-Zustände unterscheidet:

  • Eltern-Ich,
  • Erwachsenen-Ich,
  • Kind-Ich.
    Diese Zustände entsprechen unterschiedlichen kognitiven, emotionalen und verhaltensbezogenen Mustern. Zwischen ihnen findet im Alltag ein ständiger Wechsel statt, der die Dynamik innerer Anteile gut beschreibt.

1.4 Das Ego-State-Modell

John und Helen Watkins (1997) formulierten das Ego-State-Modell, das die Persönlichkeit als ein System von relativ autonomen „Ego States“ beschreibt. Jeder Ego State repräsentiert eine kohärente Sammlung von Erinnerungen, Emotionen und Verhaltensmustern, die sich in bestimmten Kontexten aktivieren. Dieses Modell bildet die Grundlage vieler moderner Therapien, die mit Persönlichkeitsanteilen arbeiten.

1.5 Internal Family Systems (IFS)

Richard C. Schwartz (1995, 2021) entwickelte das Internal Family Systems Model (IFS), das die inneren Anteile als eine Art „innere Familie“ versteht. Nach Schwartz gibt es:

  • Manager-Teile (kontrollierend, leistungsorientiert),
  • Feuerwehr-Teile (impulsiv, ablenkend),
  • Exiles (verletzliche, verdrängte Anteile),
  • sowie ein Selbst, das als zentrierende, mitfühlende Instanz fungiert.
    Die therapeutische Arbeit zielt auf die Integration und Harmonisierung dieser Teile.

2. Entwicklung der Persönlichkeitsanteile

2.1 Frühe Kindheit – Die Wurzeln des inneren Systems

Die Bildung erster Persönlichkeitsanteile beginnt in der frühen Bindungsentwicklung. Daniel Stern (1985) beschreibt, wie sich das kindliche Selbst über Phasen hinweg differenziert:

  1. Emergentes Selbst (0–2 Monate)
  2. Kernselbst (2–6 Monate)
  3. Subjektives Selbst (ab ca. 7 Monaten)
  4. Verbales Selbst (ab ca. 15 Monaten)

In dieser Phase bilden sich erste emotionale Schemata und Selbstrepräsentanzen, die Grundlage späterer Persönlichkeitsanteile sind.

2.2 Kindheit und Jugend

Im Laufe der Kindheit entstehen innere Anteile als Reaktion auf Beziehungserfahrungen.

  • Durch positive Erfahrungen entwickeln sich stabile, integrierte Selbstanteile.
  • Durch traumatische oder konflikthafte Erlebnisse entstehen dissoziierte oder abgespaltene Teile, die unbewusste Emotionen tragen.

Die Entwicklung in der Jugend führt zu einer zunehmenden Differenzierung von Rollen und Identitäten, was Erik Erikson (1950) als „Identitätsbildung“ bezeichnete.

2.3 Erwachsenenalter

Im Erwachsenenalter kann es durch Reflexion, Therapie und Lebenserfahrung zu einer Integration bisher getrennter Anteile kommen. Entwicklungspsychologisch gesehen entspricht dies einem Prozess der Ich-Synthese (vgl. Loevinger, 1976), also einer höheren Komplexität und Kohärenz des Selbst.


3. Integration und psychische Gesundheit

Psychische Gesundheit wird in vielen modernen Ansätzen als Fähigkeit zur Integration innerer Anteile verstanden. Dissoziation, innere Konflikte oder starre Selbstbilder gelten dagegen als Ausdruck mangelnder Integration (vgl. van der Hart et al., 2006).

In der Psychotherapie – etwa im IFS, der Ego-State-Therapie oder der Schema-Therapie (Young, 1999) – wird versucht,

  • unbewusste oder verletzte Anteile zu erkennen,
  • ihre ursprüngliche Schutzfunktion zu würdigen,
  • und sie in ein übergeordnetes, selbstbestimmtes Ich-System zu integrieren.

Neurobiologische Studien (z. B. Siegel, 2012) zeigen, dass Integration auf neuronaler Ebene mit einer verbesserten Koordination zwischen präfrontalen und limbischen Strukturen einhergeht – also mit höherer emotionaler Regulation und Selbstkohärenz.


4. Fazit

Die Entwicklung der Persönlichkeitsanteile ist ein lebenslanger, dynamischer Prozess, in dem das Selbst durch soziale Interaktion, emotionale Erfahrung und Reflexion geformt wird. Unterschiedliche psychologische Schulen – von Freud bis Schwartz – beschreiben jeweils auf eigene Weise, dass das Selbst mehrstimmig ist und dass psychische Reifung in der Integration dieser Stimmen besteht.

Das Verständnis und die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen ermöglichen nicht nur tiefere Selbsterkenntnis, sondern auch einen Weg zur Heilung innerer Konflikte – hin zu einem kohärenten, resilienten und mitfühlenden Selbst.


Literaturverzeichnis (Auswahl)

  • Berne, E. (1961). Transactional Analysis in Psychotherapy. Grove Press.
  • Erikson, E. H. (1950). Childhood and Society. Norton.
  • Freud, S. (1923). Das Ich und das Es. Wien.
  • Jung, C. G. (1954). Archetypen und das kollektive Unbewusste. Rascher.
  • Loevinger, J. (1976). Ego Development: Conceptions and Theories. Jossey-Bass.
  • Schwartz, R. C. (1995). Internal Family Systems Therapy. Guilford Press.
  • Schwartz, R. C. (2021). No Bad Parts. Sounds True.
  • Stern, D. N. (1985). The Interpersonal World of the Infant. Basic Books.
  • van der Hart, O., Nijenhuis, E., & Steele, K. (2006). The Haunted Self. Norton.
  • Watkins, J. G., & Watkins, H. H. (1997). Ego States: Theory and Therapy. Norton.
  • Young, J. E. (1999). Cognitive Therapy for Personality Disorders: A Schema-Focused Approach. Professional Resource Press.
  • Siegel, D. J. (2012). The Developing Mind. Guilford Press.

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